Historisches


Das Musische Gymnasium ...

Direktor Erich Kaforka vom Bundesgymnasium II (heute Christian-Doppler-Gymnasium) erklärte in einem Schreiben an den Landesschulrat vom 5. April 1965 die Bereitschaft seiner Schule, „einen Schulversuch mit dem Versuchstyp ‚musisches Gymnasium‘ durchzuführen“. Der Direktor sparte nicht mit Anerkennung für seine engagierten Mitarbeitenden: „Die Professoren, die freiwillig mittun, sind sich bewusst, dass teils eine Mehrarbeit entsteht, teils mehr Kontakte und Konferenzen nötig sein werden.“ Unter diesen Freiwilligen sind vor allen Dingen der Kunsterzieher Adolf Degenhardt zu nennen, der Musikpädagoge Albin Reiter sowie die nachmaligen Direktoren Franz Schirlbauer und Erich Weinkamer.

Der musische Schulversuch
Am 11. Juni 1965 wurde beim Bundesministerium für Unterricht der Antrag auf Bewilligung dieses Schulversuches eingebracht, und am 8. September betraute das Ministerium Direktor Kaforka und das BG II mit der Durchführung des Schulversuchs (erste, zweite und dritte Klasse koedukativ, in welcher Sache Kaforka dem Landesschulrat versicherte: „Die Clo-Frage [sic] bereitet keine Schwierigkeiten“). Am 19. September 1966 wurde der Schulversuch vom Bundesministerium für das gesamte Gymnasium, allerdings nur mit einer Klasse je Schulstufe, genehmigt. Nach der von vielen damals wahrgenommenen Versteinerung des klassischen Gymnasiums zur Lehr- und Lernbehörde, die eher im Verwalten denn im Gestalten ihre Aufgabe sah, und aufgrund der Überbetonung einer technischen Fachausbildung in der Hoch-Zeit des Kalten Krieges wurde das Fehlen einer kindgerechten, am Schönen und Kreativen und nicht am Drill und der Berufsausbildung ausgerichteten Schule vielfach besonders schmerzlich wahrgenommen. Für Degenhardt war es die eigentliche Bestimmung des Musischen Gymnasiums, eine Modellschule zu sein, die „alle Kernbereiche der Erziehung und Bildung in gleicher Weise berücksichtigt“ und die – ein wesentlicher Gegenentwurf zur Drillschule und der gezielten Berufs- und Fachausbildung! – „keine Haupt- und Nebenfächer, keine für wichtig, weniger wichtig oder gar für unwichtig gehaltene Unterrichtsgegenstände kennt, sondern alle als gleichrangig betrachtet“. So war es von Anfang an die Universalität der gymnasialen Allgemeinbildung, die im Mittelpunkt stand. So wurde in einer frühen Konferenz unter anderem vorgebracht, dass in der neu zu schaffenden Stundentafel des Musischen Gymnasiums „das Sprachkunstwerk“ – womit der Deutschunterricht im weitesten Sinne gemeint war – und „die Auseinandersetzung mit der Antike“ eine zentrale Position einnehmen müssten. Es mutet überaus modern an, wieviel Eigeninitiative den Schüler:innen dabei überlassen werden sollte, die dank „früh einsetzendem Lateinunterricht“ sodann in der fünften Klasse so gefestigte Kenntnisse besitzen und vor allen Dingen so motiviert sein würden, dass sie „selbständige Privatlektüre zu betreiben“ imstande sein sollten. Gleichermaßen wurde seitens der Neuphilologie auf die Bedeutung eines fundierten und großzügigen Englischunterrichts hingewiesen, denn eine fundierte Kenntnis der Sprache ermögliche das, was „im Englischunterricht im besten Sinne musische Bildung sei, wie z. B. die Lektüre Shakespeares im Original“, und zudem sei sie Grundbedingung für technisch-naturwissenschaftliche Studien und Berufe. Man experimentierte sogar mit der Leistungsbeurteilung und hat tatsächlich einige Zeit am Beginn der Siebzigerjahre – also noch vor der LBVO! – die fünfteilige Notenskala durch eine Beurteilung mit A, B und C ersetzt, um das fachspezifische durch ein holistisches Bild zu ersetzen – „im Musischen erkennen wir immer ein Gesamtes“ –, und außerdem, um demotivierende Ungerechtigkeiten zu vermeiden und nicht „allzuviel Zeit für Prüfungen“ zu verlieren.

Bernhard Paumgartner
Auch wenn seine Rolle im Werden des Musischen Gymnasiums manchmal nicht so unmittelbar und praktisch wirksam wahrgenommen wird wie etwa jene der Anstoßgeber und vor allem Organisatoren Kaforka, Degenhardt und Weinkamer, ist es doch kaum möglich, einen Rückblick über sechzig Jahre Musisches Gymnasium zu geben, ohne auch den Namen Bernhard Paumgartner zu erwähnen. Paumgartner, Gründungsmitglied und Präsident der Salzburger Festspiele und Gründungsdirigent der Camerata Salzburg, legte bereits in den Zwanzigerjahren seine nachher, zumal in den Sechzigern, mehrfach edierten „Prolegomena zur Idee eines Musischen Gymnasiums“ vor. Sein Grundgedanke: „Bildung bedeutet mehr als eine Summe von Kenntnissen.“ Somit postulierte er einen Gegenentwurf zu der Schule, die er, dem Wiener Bürgertum entstammend, wohl selbst erlebt hat – der um weniges ältere Stefan Zweig hat die Realität „jenes monotonen, herzlosen und geistlosen Schulbetriebs“ seiner eigenen Jugend eindringlich beschrieben, jenes Lernens „nicht um des Lebens willen, sondern um des Lernens willen, das uns die alte Pädagogik aufzwang“. Paumgartner sah als seine neue Art des Gymnasiums die „nach geistesgeschichtlichen und kunstanschaulichen Prinzipien gelenkte humanistische Bildungsanstalt“. Es wäre einer genauen Untersuchung wert, sine ira et studio herauszuarbeiten, welche Linie von Paumgartners Text zum konkreten Schulversuch der späten Sechziger und erst recht zur aktuellen Situation führt. Der Schulversuch war keine simple Übernahme von Paumgartners Entwurf aus den „Prolegomena“, und Paumgartner selbst nahm auch nicht unmittelbar an den Beratungen über den Schulversuch teil, wenngleich sein Name und seine Gedanken in jenen Jahren immer wieder auftauchen, wann immer es darum ging, die zu entwickelnde Schulform auf ein ideelles Fundament zu stellen. Aber dennoch bleibt, dass Direktor Kaforka ihn in einem persönlichen Schreiben vom 2. Jänner 1968 ausdrücklich den „geistigen Vater dieses Schulversuchs“ nennt, dass Kaforka in mehreren Pressetexten ganz emphatisch darauf hinweist, dass der Musische Schulversuch auf einer „bereits vor Jahren von Bernhard Paumgartner gefassten Idee“ aufbaue, dass sogar einmal auch eine Benennung der Schule nach Paumgartner in Erwägung gezogen und dass im Schuljahr 1999/2000 der ursprüngliche Vorschlag Paumgartners zur Benennung der Schule umgesetzt wurde.

Das Bundesgymnasium III
Nach zehnjähriger Versuchsphase wurde 1976 das Bundesgymnasium III als selbständige Schule etabliert und erhielt die Schulformbezeichnung „Gymnasium unter besonderer Berücksichtigung der musischen Ausbildung“. Als maturable musische Schwerpunktfächer wurden Bildnerische Erziehung und Musikerziehung geführt. Allerdings befand sich die neue Schule nach wie vor in einem Gebäude mit dem BG II. Die Raumnot, die daraus entstand, spiegelt sich in den Worten des neuen Direktors, Gustav Seiss, wider, der sich ein Schulhaus wünschte, „in dem allen Belangen unseres Schultyps Rechnung getragen wird“. Er wollte „ein Gebäude mit Fachräumen und einem Festsaal, in dem musikalische Darbietungen, Theateraufführungen, Dichterlesungen und Ausstellungen zum sichtbaren Ausdruck unserer Arbeit werden können“. Dieser Wunsch wurde zu Ende der Direktion Erich Weinkamers 1989 mit der Übersiedlung in den Neubau am Itzlinger Mayburgerkai Wirklichkeit. Dieser Ortswechsel bedeutete einen neuen Impuls, zumal das neue Gebäude, wie der Nachfolger Weinkamers, Ernst Mitgutsch, feststellte, „auch in seiner architektonischen Gestaltung den speziellen Erfordernissen dieser Schule entgegenkam“. Besonders erfreulich: Wir erhielten den erträumten großzügigen, schönen Festsaal, der für die Schule seitdem von unschätzbarem Wert ist. In diese Zeit fällt auch die Erweiterung der maturablen musischen Schwerpunktfächer um Literatur und Tanz auf insgesamt vier (1997/98). Als fünftes Schwerpunktfach kam 2014/15 Darstellendes Spiel dazu. Direktorin Barbara Tassatti sagte einmal: „Schule wird dann optimal, wenn sie sich bewegen darf.“ Nach der topograpischen Bewegung salzachabwärts vom Franz-Josef-Kai an den Mayburgerkai – ganz zu schweigen von der unablässigen geistigen Beweglichkeit unserer Schule – haben wir uns seither auch wieder im ganz wörtlichen Sinne bewegt, und zwar in die Vertikale. Der Neubau aus den Achtzigern ist inzwischen schon wieder ein Altbau, auf dem sich seit einigen Jahren ein noch neuerer Neubau erhebt. (Für das genaue Baudatum sei auf ein Chronogramm verwiesen, das damals von einer phantasievollen Lateinklasse verfasst wurde: MansIo Ipsa MVsIs trIbVatVr.)

Das Musgym heute
Seit dem Schuljahr 1999/2000 trägt die Schule auf Initiative Direktor Mitgutschs offiziell den Namen „Musisches Gymnasium Salzburg“. Diese heutige Schule ist nicht mehr das in jeder Hinsicht quergestellte Experiment der Anfangsjahre. Wir sind eine bestens etablierte AHS – die größte des Bundeslandes – und bei allen notwendigen und auch durchaus gewollten und bewussten Veränderungen, die wir über sechs Jahrzehnte erlebt und bewirkt haben, bleibt im innersten Wesen unserer Schule doch das, was Direktor Kaforka „eine stark betonte musische Mitte“ nannte, „die aus der Polarität zwischen aktivierten künstlerischen Disziplinen und wissenschaftlichen Fächern erwächst, die von einer musischen Leitidee getragen sind“.

Schulleiter | Schulleiterinnen:

Aktuell new
seit 2024/25
Mag. Dr. Thomas Lederer
Historisch
bis zum Schuljahr 72/73
HR Dr. Erich Kaforka
1973/74
OStR Dr. Franz Schirlbauer
1974/75 bis 1979/80
HR Mag. Gustav Seiss
1980/81 bis 1987/88
HR Mag. Erich Weinkamer
1989/90 bis 2008/09
HR Dr. Ernst Mitgutsch
2009/10 bis 2024/25
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Mag. Dr. Thomas Lederer
Direktor
Mag. Barbara Tassatti
Direktorin
HR Dr. Ernst Mitgutsch
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